Auswahl der Werke - Collage

akademischer maler
Ondrej IVAN

leben • schöpfung • botschaft

Botschaft des Werkes von Ondrej IVAN in der Presse

Eine schwarzhaarige nackte Schönheit zeichnete er an der Akademie auf dem Tisch

Veröffentlich am 4. Juli 2006 in der Tageszeitung MY Liptov

Mit dem Meister sprach Mgr. Zita Žiaranová

Ondrej Ivan, akademischer Maler und Restaurator, stammend aus Velka bei Poprad, studierte Malerei und Restaurierung bei den Professoren Zelibsky und Slansky an der Akademie der bildenden Künste in Prag (ABK). Als Restaurator wirkte er an der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava, Ostslowakischen Galerie in Kosice und an der Galerie P.M. Bohuna in Liptovsky Mikulas, wo er im Jahr 1977 zum Leiter ernannt wurde. Unter seiner Leitung wurde die Galerie P.M. Bohuna zu einer renommierten und spezialisierten Institution, die dank ihrer Ausstattung und qualitativ hochwertiger Kunstsammlung zu den führenden slowakischen Galerien gehört. Die malerische Schöpfung von Ondrej Ivan ist durch seinen unkonventionellen Zugang zu dem ewigen Thema der Landschaft charakterisiert; besonders innig und meisterhaft übersetzt er die Natur der Tatra - seine heimische Umgebung.

Für einen Jungen vom Bauernhof war es in der Zeit nicht selbstverständlich, bildende Kunst in Prag zu studieren…

Erste Anregungen, ein Maler zu werden, liegen bereits in meiner Kindheit. Oft bin ich nach Gerlachov gelaufen, wo die Tante Hana - Mutters Schwester einen Müller geheiratet hat. Einmal, am Sonntag im Jahr 1940,waren wir dort zur Taufe, wo mich der alte Müller Hrusovsky angesprochen hat, dass ich ihm seine Mühle malen soll. Er wisse wohl von Tante Hana, dass ich schöne Bilder male. So bin ich noch am selben Sonntag nach Hause gelaufen, habe Wasserfarben geholt und malte die alte Gerlachover Mühle sogar zweimal – mit Wasserfarben und dann auch mit Tinte und Feder. Als ich ihm meine Bilder überreichte, sagte er mir. „Ondriško, mein Junge, du kommst mit mir nach Polianka, ich kenne da einen Maler, der dort sein Leben lang lebt“. Müller Hrusovsky setzte seine Worte direkt in die Tat um und spannte gleich die Pferde an. Das Wetter war gut, anfangs Herbst. Als wir vor seinem Haus anhielten und vom Wagen runtersprangen, haute der Onkel an die Tür. Es öffnete uns die Hausdame. Der alte Maler war Andor Borúth. So stellte mich der Onkel vor und zeigte auch gleich mein Bildchen mit der Mühle. Meister Borúth betrachtete das Bild aufmerksam, schaute mich an und sagte: „Es ist gut, mein Junge, und weißt du was? Du wirst zu mir kommen und wir werden gemeinsam malen“. Zum Müller sagte er, dass er das nächste Mal auch meine Eltern mitbringen soll. Während sich der Maler und der Müller unterhielten, schaute ich mich im Atelier um. Das erste Mal im Leben sah ich ein echtes Maleratelier mit Staffeleien, angefangenen Bildern und Farbpaletten. Ich konnte kaum meine Augen davonlassen. Dieser Besuch war für mich ein Erlebnis. Als ich wieder nach Hause kam, erzählte ich meinen Eltern stolz, dass ich mit Lajos Hrusovsky bei einem Maler in Polianka gewesen bin. Der Vater schrie gleich los, dass er, als er im Jahr 1919 auf dem Rückweg aus Amerika war, in Paris Maler sah, die wie Bettler ihre Bilder angeboten haben. „Niemals, nie, Gott behüte Dich!“, beendete der aufgebrachte Vater dieses Gespräch. Und somit bin ich nie wieder dorthin gegangen. Aber zuhause malte ich heimlich weiter; ich zeichnete mit einem Bleistift Bilder der Tatra, der Feldarbeiten oder im Winter, als die Federn gezupft wurden, Frauen gesponnen haben und der Großvater aus der Bibel las. Meine kleinen Zeichnungen versteckte ich im Holzschuppen, damit der Vater sie nicht findet.

Das kindliche Vorhaben ist von der Traumverwirklichung jedoch weit entfernt…

Als ich in Svit gearbeitet habe – im Laboratorium der Fachschule Bata, verfestigte sich mein Entschluss weiter. Vormittags arbeitete ich als Chemiker im Laboratorium und den Nachmittag bis abends verbrachte ich an der chemischen Abendschule. Ich habe in Svit gewohnt, nach Hause kam ich nur sonntags, sodass ich in meiner Freizeit viel freier malen konnte. Ich fand die Adresse der Akademie der bildenden Künste in Prag heraus. So schrieb ich dann gleich nach der Befreiung einen Antrag, dass ich gerne Malerei studieren möchte und wann die Aufnahmegespräche stattfinden würden. Ich erhielt eine Antwort, dass die Aufnahmeprüfungen im September stattfinden werden und dass ich auch meine letzten Arbeiten mitbringen soll. Bereits am achten September 1945 habe ich mich auf den Weg nach Prag gemacht. Ich wusste, dass nach dem Krieg die Eisenbahnen, aber auch Straßen beschädigt oder zerstört sind, und dass es nicht möglich sein wird, direkt einzureisen. Deshalb reiste ich zunächst mit einem Lastwaggon aus Poprad nach Vrutky. Aus Vrutky nach Ostrau dann mit Pferdewägen, welche Menschen und Waren aus der Slowakei nach Tschechien transportierten. In Ostrau fuhr ich auf dem Dach eines Lastwaggons. In einer Woche erreichte ich so Prag.

Wie sahen damals die Aufnahmegespräche aus?

Die Akademie war voller Menschen, jüngeren und älteren, die ihr Studium bereits vor dem Protektorat begonnen haben, die aber die Aufnahmeprüfungen dennoch erneut machen mussten. Nach der Ankunft des Rektors Svabinsky und weiterer Professoren wurden wir in verschiedene Ateliers eingeteilt. Diese waren schier überfüllt mit angehenden Malern; Bewerber im Fach Bildhauerei absolvierten die Prüfungen im Garten der Akademie. Wir waren insg. um die Fünfhundert. Neben Kulich kann ich mich auch an Alfonz Groma, Trizuljak, Marka Medvecka und Ladislav Snopek erinnern. Jeden Tag haben uns die Akademie-Assistenten ein neues menschliches Model hingestellt. Ich kann mich an ein ziemlich lustiges Ereignis erinnern. Es war nicht immer einfach, den notwendigen Raum zu ergattern, um das ganze Model sehen zu können. Wer eine breite Statur oder spitze Ellbogen hatte, erkämpfte sich wortwörtlich eine gute Position. Und genau das passierte, als uns ein neues Modell vorgestellt wurde – eine wunderschöne schwarzhaarige Jugoslawierin mit herrlichem Körper. Alle drängelten sich um sie herum. Den Akt sollten wir mit Kohle zeichnen. Ich überlegte, wie ich mich am besten hinstellen soll, um eine gute Sicht auf das Model zu haben. Die Situation erschien gänzlich aussichtslos. Meine ungünstige Position löste damals plötzlich der Heizer der Akademie. Er brachte mir aus dem Heizkeller einen großen Tisch, auf den ich mich dann hingestellt habe und zeichnete von dort aus das Model. Alle haben mich dafür beneidet. Die Professoren und deren Assistenten liefen damals herum und kontrollierten den Prüfungsverlauf. Sie sahen mich zeichnend auf dem Tisch, fingen an zu lachen und riefen sogar den Rektor Max Svabinsky und den Professor Nechleba dazu. Svabinsky fragte den Heizer nach einem Stuhl, um sich meine Zeichnung anzuschauen. Dies sorgte natürlich für große Aufmerksamkeit bei allen Beteiligten und Svabinsky forderte Nechleba auf, auch auf den Tisch zu steigen: „Schau mal, Vrato, wie genial der kleine Slowake die Körperkonturen getroffen hat, das Gesicht ist von oben erfasst – aus der Vogelperspektive“. Wir wussten, dass die Schicksalsentscheidung am Montag gefällt wird. Gleich nach unserem Antreffen informierte uns der Wärter, dass die Namen schon auf den Listen stehen – Maler und Bildhauer gesondert. Wir atmeten kaum, als wir die Ergebnisse lasen. Es ist gut, ich war erleichtert. Auf der Liste stand ich als siebter.

Bewunderung und Ehrfurcht gegenüber den Werken alter Meister tragen Sie in sich Ihr ganzes Leben lang. Es ist aber nicht nur die Bewunderung, sondern auch die gründliche Kenntnis deren Schöpfung…

Während des Studiums der Restaurierung hatte ich die Gelegenheit, auch Röntgenaufnahmen der Kunstwerke alter Meister zu betrachten. Hier war die Handschrift des Gemäldes deutlich sichtbar; auch die Pinselstriche, Lasuren, die virtuose Technik der Überdeckung transparenter Farbtöne. Durch gekonnte Pinselzüge fließen die Farben ineinander über. Im Rahmen des Studiums an der Prager Akademie habe ich mehrere Kopien weltbekannter Meister angefertigt und so kann ich sagen, dass der größte Virtuose in der Maltechnik und Pinselführung gerade Rembrandt ist. Ihn habe ich sehr schätzen gelernt und er wurde zu meinem Lehrer.

Und was sagen Sie zu der gegenwärtigen slowakischen Malerei?

Interessant zu beobachten ist deren Entwicklung; wie sich die neuen slowakischen Künstler an der französischen Moderne orientiert haben; wie sie unser slowakisches Leben, Arbeit und Landschaft übersetzt haben. Die Werke von slowakischen Meister G. Mallý, M. Benka, M. Bazovský, L. Fulla, J. Alexy, J. Zelibsky, J. Mudroch, Geschwister Hloznik und weiteren mag ich besonders. Die slowakische Malerei ist von sehr hoher Qualität und reiht sich dadurch in die Weltgeschichte der bildenden Kunst ein.

Sie sind dem Realismus treu geblieben, obwohl Sie im Laufe Ihres Lebens mehreren Zugängen und Richtungen begegnet sind…

Der realistischen Schöpfung bin ich treu geblieben, weil sie meinem Naturell und meiner emotionalen Wahrnehmung sehr nahe steht. Meine kleine Seele will schöpfen und dem Bild ein Leben verleihen. Ein Leben, in dem ich lebe, in der herrlichen Landschaft unter dem Tatra-Gebirge, aber auch in Liptau, Gemer, Orava, Pohronie oder Zips. Die wunderbare Natur hat mich mitgerissen; die Szenerien der Berge, Wälder, Felder, Holzhütten in der Oberliptau, Pribylina, Vychodna, Vazec, Strba, aber auch Zamagurie haben sich tief in mein Bewusstsein eingeprägt. Ich habe die Natur geliebt und liebe sie immer noch, die göttliche Schönheit; ich werde sie nie verformen in künstliche Formationen der gegenwärtigen Trends. Ich bleibe bis mein Lebensende dem Realismus treu. Wenn es den Realismus nicht gäbe, die Kunstwerke, die jedem Menschen verständlich sind, so wüssten wir heute nichts über die Vergangenheit. Nichts wäre dokumentiert und das tatsächliche Abbild der jeweiligen Zeit wäre nicht vorhanden.

© 2021 Ing. Arch. Branislav Ivan

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